Gestillte Sehnsucht
Friedrich Rückert
In gold'nen Abendschein getauchet,
Wie feierlich die Wälder stehn!
In leise Stimmen der Vöglein hauchet
Des Abendwindes leises Weh'n.
Was lispeln die Winde, die Vögelein?
Sie lispeln die Welt in Schlummer ein.
Ihr Wünsche, die ihr stets euch reget
Im Herzen sonder Rast und Ruh!
Du Sehnen, das die Brust beweget,
Wann ruhest du, wann schlummerst du?
Beim Lispeln der Winde, der Vögelein,
Ihr sehnenden Wünsche, wann schlaft ihr ein?
Was kommt gezogen auf Traumesflügeln?
Was weht mich an so bang, so hold?
Es kommt gezogen von fernen Hügeln,
Es kommt auf bebendem Sonnengold.
Wohl lispeln die Winde, die Vögelein,
Das Sehnen, das Sehnen, es schläft nicht ein.
Ach, wenn nicht mehr in gold'ne Fernen
Mein Geist auf Traumgefieder eilt,
Nicht mehr an ewig fernen Sternen
Mit sehnendem Blick mein Auge weilt;
Dann lispeln die Winde, die Vögelein
Mit meinem Sehnen mein Leben ein.
Longing Soothed
Friedrich Rückert
Bathed in the golden evening glow,
How solemn the forests stand!
Into the gentle voices of little birds
Breathes the wafted evening breeze.
What do the winds whisper, the little birds?
They whisper the world into slumber.
You wishes that are always stirring
In my heart with neither rest nor peace!
You longing that moves my breast,
When do you rest, when do you slumber?
Though the winds and little birds whisper,
You yearning desires, when will you sleep?
What comes borne on the wings of dreams?
What blows upon me with longing, so fondly?
It comes drawn from the distant hills,
It comes upon throbbing golden sun.
Well may the winds whisper, the little birds,
But longing and yearning never sleep.
Oh, when no longer into the golden distance
My spirit hastens on feathered dreams,
Or my eye no longer with its yearning look
Dwells on eternally distant stars;
Then the winds, the little birds
Whisper my yearning into my life.
Translation: © David Paley
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